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Grüne Hochschulpolitik

03.03.11 –

Gerechtigkeit – Leistung – Freiheit, so fasste Ulrike Gote die Prinzipien grüner Hochschulpolitik zusammen. Die Landtagsabgeordnete und hochschulpolitische Sprecherin der Grünen im bayerischen Landtag war auf Einladung des Stadtverbandes nach Landshut gekommen, um die Grundzüge grüner Hochschulpolitik vorzustellen. Der Einladung waren auch einige Vertreter der Landshuter Hochschule gefolgt, und so konnte Kreisvorsitzende Hedwig Borgmann neben einige Professoren, auch den scheidenden Präsidenten der Hochschule Landshut Prof. Dr. Erwin Blum und den Vizepräsidenten Prof. Dr. Joachim Knappe begrüßen. Von Bildungsgerechtigkeit sei Bayern noch immer weit entfernt, so Gote, In Bayern seien die Bildungschancen nach wie vor in hohem Maße abhängig vom Status und Geldbeutel der Eltern. Ein Zustand, der durch die Einführung der Studiengebühren zementiert wurde. Die Grünen wollen mehr Studierende auch aus bildungsfernen oder einkommensschwachen Familien oder mit Migrationshintergrund, mehr Geschlechtergerechtigkeit bei der Besetzung der Professorenstellen und die Umsetzung der Inklusion auch an den Hochschulen. Spitzenleistung sei nur unter besten Bedingungen möglich, deshalb müsse die Ausstattung und Förderung der Hochschulen deutlich verbessert werden. Der dringend benötigte Ausbau der Hochschule finde heute zunehmend durch Drittmittel oder Firmenpartnerschaften z.B. in Form von Stiftungslehrstühlen statt. Gote forderte eine stärkere Unabhängigkeit von Drittmittel und von schneller Verwertbarkeit für die Industrie. Die Hochschulen brauchen mehr Autonomie in der Gestaltung von Forschung und Lehre, sowie in der Ausbildung unterschiedlicher Profile. Ausdrücklich begrüßte Sie das Aufbrechen des alten Dualismus zwischen Fachhochschule und Universität. Die traditionelle Fachhochschule werde zur Hochschule für angewandte Wissenschaften, die sich neben der Lehre auch der Forschung öffnen könne. Sie forderte ein eigenständiges Promotionsrecht, bisher können Hochschulen nur in Zusammenarbeit mit Universitäten Promovierende betreuen. Als Erfolge grüner Hochschulpolitik nannte sie die Reform der Bolognareform und die Einführung des Teilzeitstudiums. Gote sparte nicht mit Kritik an der Landsregierung. Mit der Hochschulreform 2006, dem Start des Bolognaprozesses und der Einführung der Studiengebühren sei die Hochschulorganisation in den letzten Jahren komplett verändert worden. Hinzu komme jetzt ein doppelter Abiturjahrgang und der gleichzeitige Wegfall der Wehrpflicht. Dies stelle die Hochschulen vor große Herausforderungen. Zwar wurden 38 000 Studienplätze neu geschaffen, es fehle aber an allen flankierenden Maßnahmen. Der Anteil der Ausgaben für die Hochschulen am bayerischen Staatshaushalt gehe seit Jahren kontinuierlich zurück. So sei die Ausstattung vielerorts nur noch Mittelmaß, die Universitäten chronisch unterfinanziert und an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften fehle der komplette Mittelbau.

Im Anschluss an den Vortrag von Ulrike Gote kam es zu einer lebhaften Diskussion zwischen den Vertretern der Hochschule und der Politikerin. Prof. Blum bestätigte, dass es am Mittelbau fehle. Die Hochschule stehe den Reformen und den neuen Aufgaben durchaus aufgeschlossen gegenüber, auch habe man als eine der ersten Hochschulen das „Meisterstudium“ eingeführt, doch die Umsetzung der Bolognareform oder das Meisterstudium erforderten einen höheren Betreuungsaufwand, der ohne Mittelbau nicht möglich sei. Allerdings fehle der wissenschaftliche Nachwuchs, der Stellenmarkt sei leergefegt, die offenen Stellen nur schwer zu besetzen.

 

Außerdem regte Prof. Blum die Einführung eines kooperativen Promotionsrechts an. Zwar seien die bayerischen Universitäten generell zur Zusammenarbeit bereit, faktisch würden sie sich aber verweigern. So finden Promovierende von Hochschulen für angewandte Wissenschaften keinen Doktorvater/mutter in Bayern. Sie müssten auf Universitäten in anderen Bundesländern oder sogar ins Ausland ausweichen. Auf Nachfrage von Stadträtin Hagl teilte der Vizepräsident Knappe mit, dass die Studienbeiträge der Studenten zur Qualitätssicherung der Ausbildung verwendet würden. Bei der Diskussion um die Schaffung neuer Parkplätze sei es um Restmittel gegangen, über deren Verwendung in einem strikt demokratischen Verfahren diskutiert wurde. Man habe sich letztendlich gegen einen Ausbau der Parkplätze entschieden.

Einigkeit herrsche darüber, dass ein Ausbau der Hochschulen über den doppelten Abiturjahrgang hinaus für eine Wissensgesellschaft dringend notwendig sei. Dieser Ausbau sollte an den bestehenden Standorten geschehen, das sei sinnvoller und effektiver als Neugründungen. So habe die Hochschule in Landshut durchaus noch einiges Ausbaupotential. Spekulationen über eine neue Universität in Niederbayern erteilte Gote ein Dämpfer. Dafür gebe es keinerlei Anhaltspunkte, lediglich eine vage Andeutung von Ministerpräsident Seehofer. Aber der habe auch schon Augsburg eine Uni versprochen. Bisher sei im Landtag noch nicht einmal über Ausbau oder eine Neugründung im Hochschulbereich gesprochen worden, während in ganz Niederbayern schon der Verteilungskampf begonnen habe. Auch Prof. Blum forderte einen Ausbau an den bestehenden Standorten. Es vergehe kein Tag, an dem er nicht zu diesem Thema Stellung beziehen müsse. Meist werde die Forderung nach einer Universität bzw. einer Uni -Dependance in Landshut damit begründet, dass die Stadt schon einmal vor rund 200 Jahren Universitätsstandort gewesen sei. Alle, die so argumentieren bitte er um eine gegenwarts- bzw. zukunftsorientierte Sichtweise. Landshut habe schon eine Hochschule, und zwar eine sehr gute, die sich durchaus noch weiterentwickeln könne.

Am Ende der Veranstaltung äußerten alle Teilnehmer den Wunsch nach einer Fortführung des Gespräches, und Ulrike Gote versprach, die Hochschule in naher Zukunft zu besuchen.

Kategorie

Bildung | Pressemitteilung | Titelbericht

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