Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht

Vortrag am 9.11.2018 um 19:30 von Moritz Fischer, Historiker und Mitarbeiter des Institutes für Zeitgeschichte München: »Landshut seit heute judenrein« – Die Novemberpogrome des Jahres 1938 in Landshut

01.11.18 –

Wir werden diesen Gedenktag zusammen mit Angehörigen der Familie Hirsch begehen können. Die Urenkel von Adolf und Cilly Hirsch und deren Kinder und Freunde werden bei uns sein, um an die Menschen zu erinnern, die durch das NS-Regime erniedrigt, entrechtet, gedemütigt, ausgegrenzt, vertrieben und ermordet worden sind. Adolf und Cilly Hirsch waren die Inhaber des Bekleidungsgeschäftes Hermann Tietz Nachf. (Hertie) in der Landshuter Theaterstraße 55-57. Aufgrund seines hohen Alters übergab Adolf Hirsch die Geschäftsleitung an Dr. Richard Landauer und Helmut Teichner. Dr. Landauer war mit Edith Hirsch verheiratet.

Adolf Hirsch wurde am 01. Juni 1942 verhaftet und in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er an den schlimmen Lagerbedingungen am 22. September 1943 stirbt. Cilly Hirsch stürzte bei einer Hausdurchsuchung durch die Gestapo aus dem Fenster, wurde schwer verletzt und verstarb im Landshuter Klinikum am 30. Oktober 1941. Im Krankenhaus wurde sie von der Gattin des SA-Sturmführers Oette gedemütigt und musste das gemeinsame Krankenzimmer verlassen und ihr Bett wurde auf den Flur gestellt.

Auch die beiden Familien Ansbacher wurden in der Reichspogromnacht angegriffen und ihres Besitzes beraubt. Für die Familie von Guido Ansbacher werden im nächsten Jahr Stolpersteine in der Seligenthalerstraße 38 verlegt.
Antisemitismus ist in letzter Zeit wieder stark in den Fokus gerückt und jüdische Mitbürger*innen werden attackiert, weil sie die Kippa tragen. Das ist eine Gefahr für die freiheitliche Gesellschaft, der wir mit einer Linie der Null-Toleranz begegnen müssen. Die rechten Judenhasser dürfen keine Morgenluft wittern und nicht die Möglichkeit finden, bei der Mitte der Gesellschaft anzudocken.

Mit dieser Veranstaltung wollen wir ein gemeinsames Zeichen setzen gegen den Rechtsruck, der sich in die Mitte der Gesellschaft nicht nur eingeschlichen, sondern offensichtlich schon festgesetzt hat. Diese Art von Politik geht von einer Ungleichwertigkeit der Menschen aus, diffamiert und grenzt aus, stigmatisiert und sucht Sündenböcke, die für deren persönlichen Unbill verantwortlich gemacht werden.
Wir wollen aller Opfer des NS-Regimes gedenken und uns an die Worte Max Mannheimers erinnern, der uns ins Gedächtnis ruft: »Ihr seid nicht verantwortlich für das, was passiert ist, aber ihr seid verantwortlich dafür, dass so etwas nicht wieder geschieht.« Diesen Auftrag wollen wir hiermit erfüllen, indem wir uns von Anfang an wehren gegen undemokratische und menschenverachtende Strukturen, die leider schon in den deutschen Bundestag eingezogen sind.

Wir bedanken uns bei allen Kooperationspartnern, die sich ideell, wissensreich, beratend und sehr unbürokratisch, nicht zuletzt aber auch finanziell eingbracht haben.

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