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Grüne OB-Kandidatin Sigi Hagl: „Habe den Mut, auch mal andere Wege zu gehen“

22.03.19 –

„Ich verspreche Euch, wir werden einen richtig guten Wahlkampf machen und dann werden wir OB“, bedankte sich Sigi Hagl, nachdem sie gestern abend im Augustiner von den Grünen zur Oberbürgermeisterkandidatin gekürt wurde. Von den 49 stimmberechtigten Parteimitgliedern erhielt sie ein grandioses Ergebnis: 47 mal "Ja" bei zwei Enthaltungen.

„Wir starten Landshut wählt“ begrüßte Vorsitzende Elke Rümmelein die über 80 anwesenden Sympathisanten Grüner Politik und verglich den kommenden Wahlkampf mit dem Start in einen sportlichen Lauf. „Heute entscheidet das Team, wer ins Rennen geht und ohne Team und Fans gibt es keine Spitzenleistung, um den Sportler ins Ziel zu pushen.“ „Der Lauf,“ so Rümmelein, „geht quer durch Landshut, bis ins Ziel, ins Rathaus.“

Stadträtin Hedwig Borgmann und Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner klärten zu Beginn der Versammlung die Regularien für die Nominierung von Sigi Hagl, die in geheimer Wahl stattfand. Vorsitzender das Wahlausschusses war Dr. Thomas Keyßner.

Die Frage nach Wahlvorschlägen beantwortete Stadtrat Stefan Gruber: „Ich schlage Sigi Hagl vor!“ Gruber, der damit selbst auf die Kandidatur verzichtete, begründete seinen Vorschlag: „Es geht dabei nicht um jemanden, der von einem persönlichen Ego getrieben wird, sondern von einem miteinander schaffen.“

“Ich möchte Oberbürgermeisterin von Landshut werden!“ Sigi Hagl erinnerte: Vor zwölf Jahren stand sie zum ersten Mal vor den Mitgliedern der Partei, und bewarb sich damals als Spitzenkandidatin zur Kommunalwahl. Heute stellen die Grünen die zweitstärkste Kraft im Landshuter Rathaus.

Nachdem Sigi Hagl als Landespolitische Sprecherin bayerische Aufgaben in der Partei übernommen hatte, zieht es sie nun wieder zurück in die Kommunalpolitik. Sie wuchs in Landshut auf und lebt seit 50 Jahren hier. Und sie sieht, dass die Stadt vor großen Herausforderungen steht. Dazu braucht es eine „stadtplanerische Vision“ und „moderne Ideen“.

Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun

„Die Fehler der vergangen Jahre können nicht in kurzer Zeit aufgeholt werden“, so Hagl. Damit meinte sie unter anderem die städtische Wohnbaugesellschaft, die vom Stadtrat jahrelang abgelehnt wurde und per Bürgerentscheid am 14. Oktober 2018 eingefordert werden musste. Auch beim öffentlichen Nahverkehr stieg der Stadtrat jahrelang auf die Bremse, bis die Landshuter Bürgerschaft mit dem „Busse-Baby-Entscheid“ 2017 die Weichen neu stellte.

So passt es auch nicht in die Zeit, dass Beteiligungsgremien wie das Energieforum oder das Isarforum einschlafen oder nicht mehr einberufen werden. So hat es ein Jahrzehnt gedauert, das Badeverbot in der Isar aufzuheben. So wird es für Sigi Hagl Zeit, das Isarforum zu reaktivieren. „Wir sind eine Stadt am Fluss und ich möchte die Isar erlebbarer machen.“

Landshut mit klarer Klimaschutzhandschrift

Im Klimaschutz sieht Sigi Hagl eine der großen Herausforderungen für die Zukunft. „Im Stadtrat wird um jeden schattenspendenden Baum gerungen“, zitierte Hagl die politische Praxis im Stadtrat. „Aber jeder Baum, den wir jetzt nicht pflanzen, wird uns in Jahren abgehen“ warb Hagl für ein Klimaforum in der Stadt. Dazu gehören Grünflächen statt Steinwüsten, Fassadengrün oder auch grüne Dächer über Landshuts Gassen. Ein 1.000 Bäume-Programm würde der Stadt gut tun.

„Ich möchte, dass der Stadtpark endlich Stadtpark wird.“ Denn es kann nicht sein, dass diese wertvolle Fläche im Herzen Landshuts seit geraumer Zeit als Containerabstellplatz dient. Dazu gehört auch die Idee aus dem Jahr 1995, die Papiererstraße zurückzubauen und dort den Radverkehr zu stärken. Das wurde kürzlich im Stadtrat erneut abgelehnt.

Planungskonzept mit Bürgerbeteiligung

„Demokratie lebt vom Mitmachen und Mitgestalten“, betonte Sigi Hagl. Daher möchte sie gemeinsam mit den Menschen, die hier leben, einen Bürgerdialog für Landshut einleiten. „So können kreative Lösungen gemeinsam entwickelt werden.“

Bei der Wirtschaftsförderung geht es ihr um eine gezielte Ansiedlungspolitik von Unternehmen, die hier auch Gewerbesteuer zahlen und Arbeitsplätze schaffen und nicht um neue Logistikhallen mit einem immensen Flächenverbrauch. Beim Wirtschaftsstandort Landshut geht es auch nicht um ein Wettrennen, wer die niedrigste Gewerbesteuer bietet, sondern um Standortfaktoren wie Mobilität, Bildungs- und Kulturangebot.

Dabei kann eine boomende Stadt wie Landshut den Entwicklungsdruck nicht alleine schultern, sondern nur zusammen mit den Nachbargemeinden meistern. Dazu gehört auch die Kooperation der Krankenhäuser, um eine optimale Versorgung der Patienten sicherzustellen. Eine Fusion will Sigi Hagl dabei nicht ausschließen.

Landshut: modern und weltoffen

„Ein respektvolles Miteinander ist mir eine Herzensangelegenheit“, versicherte Sigi Hagl. Eine Debatte um das Ramadan-Fest am Ländtorplatz - wie im letzten Jahr - möchte sie nicht wieder erleben.

„Als Oberbürgermeisterin kann man die Dinge konkret voranbringen. Denn es macht sehr wohl etwas aus, wer an der Spitze der Stadt steht“, blickt Sigi Hagl in ihre politische Zukunft und die Zukunft der Stadt Landshut. „Das ist mein Ansporn, warum ich Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen werden will“. Mit diesen Worten bewarb sich Sigi Hagl bei ihren Grünen Parteimitgliedern ihr das Votum für die Kandidatur zu geben.

Beim anschließenden Urnengang machten die 49 stimmberechtigten Mitglieder klar Schiff, um Sigi Hagl in den Wahlkampf zu schicken. 47 Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen entfielen auf die Landesvorsitzende.

„Ich verspreche Euch, wir werden einen richtig großartigen Wahlkampf machen und dann werden wir OB sein“, bedanke sich Hagl für das Vertrauen.

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aus der Presse | Demokratie